Revox A 77, Tonband-Maschine

Heimlich, still und überhaupt nicht mehr leise rückt eine Technologie in den Fokus der Audiophilen, die längst totgesagt schien: Das analoge Tonband erobert wieder die Szene. Wie, Sie besitzen keine Maschine mehr ? Kein Problem, bei Revox können Sie eine kaufen. Mit Garantie.

Pauschal 3100Euro kostet eine komplett restaurierte und somit neuwertige Revox A77 ab Werk in Villingen-Schwenningen. Auf diesen (und andere) Klassiker gibt Revox sogar eine einjährige Garantie.

Wie sehr man sie vermisste all die langen Jahre, wird einem erst klar, wenn sie wieder einen Stammplatz in der HiFi-Anlage eingenom men hat: Eine Bandmaschine mit großen 26-Zentimeter-Spulen, die – wenn sie rotieren – einen auch optisch besonderen Reiz versprühen. Dieses Kapitel war für den Autor eigentlich längst Geschichte. Jetzt ist sie zurück – und verändert wieder alles.

Good News in allen Bereichen Die guten Nachrichten reißen nicht ab: Musste man noch vor wenigen Jahren lesen, dass Revox zwar noch betagte Tonbandgeräte repariere, aber der Tag näherrücke, an dem keine Tonköpfe mehr zur Verfügung stünden, heißt es heute: Entwarnung. Längst hat die Nachfrage so zugenommen, dass Spezialisten wieder die begehrten Verschleiss-Artikel in Top-Qualität fertigen. Auch andere, unverzichtbare Zubehörteile wie Andruckrollen etc. werden von diversen Firmen wieder hergestellt und von Revox am Produktionsstandort Villingen-Schwenningen verbaut. Hinzu kommt: Hier im Schwarzwald befindet sich auch das gigantische Ersatzteil-Lager des einstigen Stammwerks Studer und garantiert für lange Zeit sicheren Nachschub. Und wenn’s doch mal »aus« sein sollte, wird halt nachproduziert.

Nächste Nachricht: Selbstverständlich restaurieren und reparieren hier Spezialisten um Benno Ketterer (war bereits in den 1970er-Jahren Lehrling bei Revox) und Addi Strobel (Fachmann für Studer und Revox) jegliche betagte Maschine. Aber nicht zum Pauschalpreis. Man schaue sich jedes Gerät genau an und schreibe zunächst einen Kostenvoranschlag. Kostet 50 Euro, die bei einer beauftragten Revision angerechnet werden. Zwar hält man sich bei Revox mit konkreten Zahlen ausgesprochen diskret zurück, aber in vielen Fällen dürfte eine Reparatur zwischen 600 und 1400Euro kosten.

Und noch eine gute, den Fan beruhigende Nachricht: Der Nachschub an qualitativ hochwertigen Tonbändern ist – nach einer schwierigen Phase vor einigen Jahren – überhaupt kein Thema mehr: »Recording The Masters« heißen die neu produzierten »Schnürsenkel« in absoluter Profi-Qualität.

Aus Alt wird Neu Und hier ist sie, die wahre Sensation: Wir bestellten eine »schnelle« Halbspur-Maschine des Typs A77 Mk IV – um darüber unter anderem Master- Tapes abzuspielen, die entweder mit einer Geschwindigkeit von 19 Zentimeter oder noch besser: 38 Zentimeter die Sekunde vorproduziert sind. Was für ein Augenschmaus: Diese A77 sieht wirklich von allen Seiten, von innen wie außen, perfekt aus. Wie neu eben. Und viele Teile sind es auch (oder wurden aufwendig aufgearbeitet): Exakt 82 Zutaten, wie dem beigefügten Lieferschein zu entnehmen war. Beispielsweise die Frontplatte, die nun – wie wir es wünschten – die beiden hohen Geschwindigkeiten aufführt. Ursprünglich handelte es sich bei der Maschine nämlich um eine langsame Viertelspur-Variante.

Neue Aufgaben fürs Band Nicht nur für das Abspielen von Master-Bändern empfeh- len sich A77 und Co. Auch für die Konservierung hochwertiger Hi-Res- oder MQA- Files eignet sich das Tonband vorzüglich. Moment mal, weshalb soll der Umweg über ein analoges Medium akustische Vorteile bescheren? Tja, wieso zeichnen die besten Studios dieser Welt Musik immer noch analog auf oder vertrauen digital produzierte in der Nachproduktion erst einmal noch einer analogen Bandmaschine an?

Eine erschöpfende Antwort bleiben auch wir schuldig: Die prinzipbedingte Anreiche- rung mit harmonischem Klirr, vorrangig zweiter Ordnung, wäre eine Mutmaßung. Diese Oberwellen erzeugen schon per se eine Art »Wohlklang«. Andere verweisen auf den unerschütterlich stoisch-gleichmäßigen Capstan-Antrieb, der weder die Fehlerkorrektur eines CD-Players noch das ständige Beschleunigen und Bremsen eines Plattenspielers kennt. Wieder anderen ist das vollkommen egal. Sie konsumieren Musik vom laufenden Band, freuen sich an der Ästhetik der Bandmaschine und schwören auf den exzellenten und packenden Ton vom Band. Wenn eine Komponente auf diesem Globus Wertstabilität für sich reklamiert, dann ist es diese Revox A77. Gebaut Mitte der 1970er-Jahre, und jetzt im Revox-Werk wieder- auferstanden.

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